Tag 7: Kaffee und Eier

Heute habe ich zum ersten Mal richtig im Shop mitgearbeitet. In dem Laden ist immer allerhand zu tun. Morgens legen wir das Gemüse zum Verkauf bereit, bringen Tische und Stühle raus, Milchflaschen und Joghurtbecher werden in den Kühlschrank gestellt. Wir zünden das Feuer in dem kleinen Ofen an, um den Laden zu beheizen, machen Suppe warm, legen Scones oder Tea Brack aus, typisch irisches, süßes, Gebäck, das gerne zu Tee gegessen wird. Den trinken die Iren übrigens, wie die Engländer, meist mit Milch. Samstags ist noch mehr zu tun: Da wird ein kleines irisches Frühstück serviert, das Sally oder Colin vorbereiten. Wer kein Spiegelei mit Tomaten und Fleisch mag, kann auch Haferschleim bzw. Porridge essen. Seitdem ich diesen mit Honig, etwas Zimt und Rosinen probiert habe, so wie wir ihn im Shop servieren, bin ich ein Mensch, der gerne Haferschleim isst. Vorher war das für mich eher ein tut-nicht-weh-Gericht, ähnlich wie Kartoffelsuppe: Ich kann es essen, ich werde davon satt, doch so richtig Spaß macht es mir nicht. Jetzt empfinde ich sogar Genuss dabei. Außerdem ist Samstags immer Markt und da ist im Laden entsprechend viel los, weil viele Menschen ihren Wocheneinkauf erledigen. Die Arbeit mit Sally und Colin läuft etwas chaotisch: Preise werden geändert, angepasst, improvisiert, jedes Mal gibt es etwas neues, was anders gemacht werden soll und dann wieder doch nicht. Mich persönlich stört das aber nicht besonders: Ich habe eher ein Problem mit der etwas unflexiblen deutschen Mentalität. So gibt es im Shop auch keine rigorosen Öffnungszeiten: Meist öffnet er um 9, manchmal auch um 10, er schließt um 5 oder um 6 und wenn wir schon dabei sind, den Laden aufzuräumen und zu kehren, kann immer noch jemand reinkommen und etwas kaufen. Das gilt auch morgens während das Aufbauens: Dann wird die Gemüsekiste mal eben abgestellt und ein Kaffee gekocht oder ein halbes Dutzend Eier für den Kunden in einen Karton gepackt. Umgekehrt ist aber auch kein Kunde sauer, wenn es z. B. Mittags plötzlich keine Milch mehr gibt: Dann kam man eben zu spät, nächstes Mal kommt man früher. Ich muss zugeben, dass es schwierig ist, hier zwischen der irischen Mentalität und dem etwas hippiehaften der Kunden zu unterscheiden. Die kennen die anderen Freiwilligen nämlich zum Teil schon beim Namen, denn gegessen wird meist zusammen an einem Tisch. In Sachen Smalltalk kann den Iren niemand so schnell etwas vormachen. Wer ein Geschäft betritt, wird meist mit Hi! How are you? begrüßt. Was man darauf antwortet, ist nahezu egal: Man kann sagen, wie es einem geht (Good oder Not too bad, wobei wohl beides das gleiche heißt), einfach nur How are you? antworten und dann sagen, was man möchte, oder nach einem einfachen Hi! direkt damit rausrücken. Die Unterhaltung ist dann ziemlich ungezwungen und locker, es werden gerne Witze gemacht. Wegen des irischen Dialektes sind diese für Ausländer wie mich oft schwer zu verstehen, was aber niemanden zu stören scheint.

Heute habe ich auch eine Lektion in der Kaffee-Zubereitung von einem kleinen, bärtigen, italienischen Barista namens Allessandro bekommen. Er hat uns gezeigt, wie man Milch richtig schäumt, welches Verhältnis von Kaffee, Wasser und Milch man bei welchem Getränk braucht und was in welcher Tasse serviert ist. Mit meiner erworbenen Kaffee-Kompetenz kann ich nun Espresso, Double Espresso, Americano, White Coffee, Cappuccino, Latte, Mokka und, nicht zu vergessen, heiße Schokolade machen. Das Handwerk der Milchaufschäumung beherrsche ich allerdings erst in der Theorie.

Zum Schluss möchte ich euch ein wenig durch den Shop führen:

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So sieht der Laden von außen aus, ziemlich unscheinbar. Die Kuhfuttertüte beinhaltet übrigens Feuerholz und kostet 3,50 €. Rechts daneben ist die Eingangstür.

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Hier blickt man vom Eingang in Richtung Theke und Küche. Man sieht die Kühltheke und das Eisfach, in dem Fleisch verkauft wird. Nicht sichtbar ist die Gemüsetheke, die sich rechts vom Betrachter befindet. Wenn man nun den Blick nach links schwenkt…

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…findet man beispielsweise den Korb, in dem Eier zum Verkauf liegen und die entsprechenden Kartons. Es gibt ein Schild, dass die Kunden darauf hinweist, die Kartons, wenn es möglich ist, wieder mitzubringen, damit wir diese wiederverwenden können. Unten links sind kleinere Netze mit Feuerholz und Torf, das auch zum Heizen benutzt wird. Hinten steht Leah an der Kaffeemaschine.

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Nun befinden wir uns an der Kaffeemaschine und haben Blick auf den ganzen Laden. Hinter uns ist die Küche.

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Die Küche ist so fast so klein, wie sie aussieht. Zu dritt steht man sich hier schon auf den Füßen. Nicolas spült gerade Geschirr: Diese Beschäftigung nimmt einen großen Teil unserer Arbeitszeit in Anspruch. Der grüne Pott links hält die Suppe warm. Hinter uns befindet sich noch eine Kältekammer, wenige Quadratmeter groß.

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Von links nach rechts: Nicolas, der Belgier, Christoph und Luise, beide Kölner, die ich durch die Vorbereitung kannte. Hier fehlen noch Leah aus Köln und Tamara aus Stuttgart. Kaffeetassen sind bei uns, wie man sieht, übrigens unterschiedlich. Hier endet der Rundgang.

Nächstes Mal zeige ich euch Cork!

3 Gedanken zu “Tag 7: Kaffee und Eier

  1. Haferschleim… das klingt doch schon eklig! Es gibt übrigens auch ein schönes Wort in der hippen Foodblogger-Szene dafür: Overnight Oats! Ich glaube das ist nicht ganz das gleiche aber der Unterschied ist minimal. Klingt ziemlich sexy, oder? 😀 Ich frühstücke das total gern.

    Sehr schön wie gechillt die Menschen da sind und immer eine Minute zum quatschen haben. Diese ganze Hektik finde ich nämlich doof.

    Ich finde der Laden sieht voll gemütlich aus 🙂 Besonders die blauen Stühle gefallen mir 😀

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    1. oh mist, da hab ich mich als Amateur-Blogger enttarnt :S Der Laden ist super-gemütlich..manche kommen alleine oder zu zweit und bleiben 3 stunden sitzen, weil sich immer wieder andere leute zu denen setzen zum quatschen und essen und alle sich irgendwie kennen 🙂

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      1. Irgendwann gehören wir bestimmt auch zu den hippen ;D
        Finde ich echt voll schön dass die alle so gemütlich sind :3 bitte lass mich einfliegen 😀

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